Theatergruppe glänzt mit Molières „Der Geizige“

Ob Ebenezer Scrooge aus London in Charles Dickens’ „Weihnachtsgeschichte“, Walt Disneys Dagobert Duck aus Entenhausen oder Harpagon aus Paris, den Molière in seinem Stück „Der Geizige“ charakterisiert: Extreme Knauser haben immer Konjunktur – in Geschichten, Comics und Theaterstücken. Das liegt wohl daran, dass sich um solche Typen interessante Storys spinnen lassen. Die Theatergruppe des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskongregation unter der Leitung von Barbara Helpferer und Christina Kollmann hatte sich den Molière vorgenommen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler der Unter- und Mittelstufe gaben mit großer Spielfreude alles, um dem verschrobenen Harpagon und seiner Sippe Leben einzuhauchen. Die Charaktere wurden wunderbar herausgearbeitet und die Pointen zielsicher gesetzt.

Zum Inhalt: Der reiche Geizkragen Harpagon (Jennifer Schuster) ist misstrauisch und tyrannisiert sein Umfeld. Besonders seine Kinder leiden. Tochter Élise (Annika Mayer) ist in Valère (Maximilian Weilbach) verliebt, der in Harpagons Diensten steht. Sohn Cléante (René Müller) möchte Mariane (Hannah Illgner) heiraten. Doch der Alte selbst will Mariane zur Frau. Für Cléante hat er eine andere vorgesehen. Auch Tochter Élise soll anderweitig vergeben werden, was sie und ihren geliebten Valère zu Fluchtgedanken veranlasst. Natürlich stellt sich Cléante auch ein anderes Leben vor – ohne den gehassten Vater. Der Diener La Flèche (Franziska Aumann) treibt daher zu Wucherzinsen über einen Vermittler (Simon Frank) Geld für ihn auf. Als er erfährt, dass hinter dem geheimnisvollen Geldgeber sein eigener Vater steckt, kommt es zum Streit. Heiratsvermittlerin Frosine (Naomi Camenzuli) bestärkt derweil Harpagon in seiner Absicht, Mariane zu heiraten. Ihr Argument lautet: Das Mädchen ist arm, also wird es keine großen Ansprüche stellen. Doch der von Harpagon ersehnte Heiratsvertrag wird nicht unterschrieben, da Mariane und Cléante bei einem Treffen in seinem Haus ihre gegenseitige Zuneigung andeuten. Vater und Sohn geraten heftig aneinander, Jacques (Manuel Schiegg), gleichzeitig Kutscher und Koch, trennt sie und versucht dann zu vermitteln. Allerdings deutet er jedem der beiden Streithähne an, dass der andere seine Ansprüche auf Mariane aufgegeben habe. Schnell wird klar, dass das nicht gutgeht, und der Streit eskaliert erneut. Die Geschichte spitzt sich zu, als Cléante von seinem Diener Harpagons Geldkassette erhält. Vom Verlust seines Vermögens tief erschüttert, ruft Harpagon den Kommissar (Jeanna Lee Miller), um den Raub aufzuklären. Im Trubel der Vernehmungen geben Élise und Valère ihre Gefühle preis und der für Élise vorgesehene Ehemann Anselme (Katrin Mühleisen) erweist sich als Vater von Mariane und Valère. Alles fügt sich: Mit seiner finanziellen Hilfe ist die Doppelhochzeit seiner Kinder kein Problem. Der störrische und geizige Kauz Harpagon bleibt allein, bekommt aber seine Kassette wieder: Mein Geld! Mein Gott!

Bemerkenswert an dem Theaterabend war die ungestüme Begeisterung der schauspielernden Jugendlichen. Und das Fazit? Besitz ist eben doch eine zweischneidige Sache, wenn der Familienfriede dabei zerstört wird. Doch einem wie Harpagon ist offenbar nicht wirklich zu helfen.

In weiteren Rollen oder Doppelbesetzungen waren aktiv: Uta Sirch, Carolin Sandner, Tobias Marxer, Nico Reißnauer, Elisabeth Schnur, Janine Kastner und Florentina Ernst. Als kaum ausgelastete Souffleusen wirkten Victoria Eymer und Katinka Wasilew. Um die Requisite kümmerten sich Alina Horber, Ines Sirch und Emily Debbage. Für Technik und Bühnenbild zeichnete Mario Camenzuli verantwortlich.

Christian Pagel